Sonntag, 27. November 2011

Another Earth

 http://youtu.be/N8hEwMMDtFY
http://youtu.be/Rd-BnpBp4GY
Was haben Jim Jarmusch, Tarantino, Soderbergh  und    Mike Cahill gemeinsam ? Mike wer ?
Alle haben beim Sundance Filmfestival in Utah einen Preis gewonnen. Robert Redford hat in den 80 igern dieses Independent Film Festival gegründet, bei dem in den vergangenen Jahrzehnten die genannten  Filmemacher mit ihrer  ersten Auszeichnung eine große Laufbahn begannen. Cahill, Regisseur  und Brit Marling, die Hauptdarstellerin und Codrehbuchschreiberin des Filmes "Another Earth"  haben im Januar 2011 gleich 2 Preise beim Sundance Festival gewonnen.
Meiner Meinung nach zurecht: eine packende Story bei der sich eine tragische Geschichte zweier Menschen vor dem Hintergrund  einer Science Fiction Vision entfaltet. 
Eine sehr junge begabte Studentin der Astrophysik, Rhoda,  verursacht angetrunken einen Verkehrsunfall, bei dem ein Hochschulprofessor seine Ehefrau und kleinen Sohn verliert. Sie wurde abgelenkt durch  eine Radionachricht, dass eine zweite Erde another earth  am Himmel zu sehen sein, eine Doublette unserer Erde. Nach  4 Jahren Haft in der Strafanstalt sucht sie unter großen Anstrengungen  ihre Schuldgefühle zu bewältigen. Sie lebt zurückgezogen  bei ihren Eltern, hat eine Stelle als Reinigungsfrau und arbeitet unerkannt als Putzfrau  bei dem Unfallopfer. 
Gleichzeitig plant die amerikanische Weltraumgesellschaft einen Flug zur 2. Erde, zu dem auch ein Nichwissenschaftler durch einen Wettbewerb ausgewählt teilnehmen wird. Spannend werden in die beginnende Annäherung der beiden Protagonisten immer wieder Bilder aus Fernsehaufnahmen über das geplante Raumfahrtprojekt, über die Kontaktaufnahme mit der 2. Erde eingespielt. Es wird deutlich, dass die 2. Erde eine genaue Kopie der ersten Erde ist, bis hin zu jedem einzelnen Menschen.
Die Bewältigung der Krisen: Rhoda der Schuld,  er des Verlustes seiner Familie kommt in Gang. Der Zuschauer erahnt die schwierige Auflösung: wird sie die Erde verlassen, wie wird sie ihm ihre Identität aufdecken. Gibt es eine Möglichkeit der Heilung durch die Chance einer doppelten Identität, gibt es eine 2. Chance, eine Wiedergutmachung?  
Der Schluß paßt perfekt zu der Geschichte, keine Klischees trotz oder gerade wegen der äußerst ungewöhnlichen Geschichte.
Alle Aufnahmen sind minimalistisch, oft grobkörnig gedreht, Bilder von großer Ausdruckskraft entstehen. Gerade wenn ich  mit Lars von Triers Film Melancholia vergleiche, in dem mit aufwendigem Inszenierungen und Wagnermusik die Tragik des Weltuntergangs in Szene gesetzt wird, bin ich begeistert, wie die jungen Filmemacher Cahill und Marling mit einem Budget von 200 000 Dollar einen so bewegenden Film zustande brachten. 
Schauspielerisch grandios überzeugen Brit Marling und William Mapother in ihrer Verzweiflung, Verschlossenheit und die beginnende Hoffnung auf Erlösung nimmt der Zuschauer ihnen ab. Musikalisch unterstützt werden die schönen, traurigen Bilder von einem sphärisch klingenden Soundtrack , der  im 2. Video oben zu hören ist.
Ohne Wagner,  ohne Science-Fiction Effekte und grüne Männchen,  mit ruhiger Kameraführung, wenig Dialogen wirkt der Film bezaubernd . Another Earth mit Mond am Abendhimmel zu sehen wird gegen Ende des Films immer selbstverständlicher und  immer schöner.
Wunder scheinen möglich, allerdings nicht im Kretschmannschen Sinne, wie ich in den Nachrichten gerade gehört habe.

2 Kommentare:

  1. Dem kann ich nur zustimmen. Der Film ist ein Kleinod. Alles beginnt mit einem "Schicksalschlag", toll gefilmt aus einer "Von-oben-Einstellung". Die tragische Begegnung der Protagonisten, während die eine durch ihr Autoschiebedach im Fahren fasziniert die neue Erde beobachtet, schauen wir durch ein anderes Autoschiebedach in ein heiles Familienszenario. Da passiert es, und ab diesem Moment ist alles anders. Tragisch miteinander verknüpft sind Täterin und Opfer und die zweite Erde. Eine Spiegelung, das Gleiche nochmal, ich nochmal??? Wahnsinnig spannend , und weniger sience fiction als philosophisch. Eindringlich und unter die Haut gehend. Danke für den schönen Post. Gruß Siri

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  2. Hsllo Siri, stimmt: die Eingangszenen von oben gefilmt sind - vor dem Hintergrund der Annahme einer zweiten von oben auf uns schauenden Erde - doppelt beeindruckend, wie viele andere Szenen des Films.
    Hoffentlich findet der Film trotz "abstrusem Plot" viele Zuschauer und zeigen noch einige Kinos diese Filme außerhalb des Mainstreams.

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