Wer von meinen Leserinnen, Leser eher weniger, im Kino zu erhöhtem Tempotaschentuchverbrauch neigt , hat beim Film The Descendants bestens Gelegenheit dazu. Zwar als Tragikomödie angekündigt, rankt sich die Story doch 110 Minuten lang um das Sterben einer verunglückten Speedbootfahrerin und Mutter. Mitanzusehen wie der aufsässige Teenager (Shailene Woodley) und die jüngere Schwester diese Nachricht aufnehmen, verarbeiten, immer wieder am Bett der Mutter sitzen, bis sie am Schluss die Asche der Mutter dem blauen Hawaiimeer überlassen. Oje , das klingt heftig und ist auch genau so.
Die jungen Schauspielerinnen und George Clooney spielen überzeugend, sowohl in den humorvollen als auch in den tragischen Momenten. Die traurige Grundstimmung wird immer wieder durchbrochen durch unerwartetes Verhalten der Beteiligten, Aufbrechen von Klischees und Ansätzen von Situationskomik und immer wieder den Klängen der Hawaiimusik.
Ehemann und Vater Matt King (George Clooney) muss 3 Aufgaben bewältigen, seine bisher vernachlässigte Vaterrolle einnehmen, den Geliebten seiner Ehefrau aufspüren und als Anwalt und Treuhänder den Verkauf des Familienerbes, eines Naturreservats, abschließen.
Auf den letzten Erzählstrang verweist der Titel des Films und des Romans The Descendants von Kaui Hart Hemmings (für Info auf den Namen cliquen). Die attraktive erfolgreiche Autorin aus Hawaii hat ihrer Heimat mit ihrem Buch ein Denkmal gesetzt. Zudem spielt sie im Film eine kleine Rolle als Matts Sekretärin, ihre Verwandtschaft, darunter ihr Stiefvater, Surflegende und Lokalpolitiker Hemmings sind in der Partyszene präsent. Einiges erfährt der Zuschauer von der indigenen Bevölkerung und von den frühen amerikanischen Siedlern, die wie die Familie Matt Kings dort zu wohlhabenden Landbesitzern wurden.
Die Frage: trifft der Anwalt und betrogene Ehemann Matt am Ende eine positive Entscheidung für Hawai und seine Nachkommenschaft the descendants oder nicht, dies lasse ich offen.
Ich habe aufgrund der Kulisse und der einzelnen Inhaltselemente wie Betrug, Tod, Nachfahren an die unsäglichen TV Pilcherverfilmungen denken müssen. Regisseur Alexander Payne ist deutlich besser, er bietet eine Mischung von Familien und Ehedrama, Einblick in das Leben auf den wunderschönen Inseln und vor allen Dingen immer wieder tolle Entfaltungsmöglichkeiten für George Clooneys Talent.
Dennoch kann ich ihm den geläuterten Familienvater nicht abnehmen. Mal sehen, was Ihr dazu meint?
Mit besten Grüßen
Movidora
Zum Roman
“This novel is like the surf: glinting and bubbly on the surface, and then it smacks you in the face and knocks you over and suddenly you’re sputtering on the shore wondering what powerful force just worked you over.”Daniel Handler (Adverbs, Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events)
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