Sonntag, 15. April 2012

Iron Sky - Wir kommen in Frieden - finnisch-deutsche Produktion - Crowdfunding

Als ich von dem Film Iron Sky und seiner großen Internetfangemeinde gelesen habe, dachte ich skeptisch an einen verkappten Propagandafilm für seltsame politische Strömungen. Die Fans, die der finnisch Regisseur Timo Vuorensola wie bei seinem ersten Film Star Wreck VI bereits während des Entstehungsprozess gewann, beteiligten sich mit 900 000 Euro an den Kosten und steuerten  Ideen zur Filmgestaltung bei. Neben dem kreativen Input war auch  ein Output in Form von  Gewinnbeteiligung  möglich. Vor und zum Filmstart wurden Videospiele und kostenlose Apps auf den Markt gebracht.
Die vielen Einfälle, die den Film mitgestalteten, lassen den Angriff auf die USA  der auf dem Mond lebenden Restnazis zu einer äußerst verrückten Story werden, bei der man wirklich immer wieder lachen muss.  Aber nicht nur über die Veralberung der buchstäblich hinter dem Mond gebliebenen Nazigesellschaft mit all ihren Symbolen und Werten, sondern auch weil ein Sarah-Palin-verschnitt als amerikanische Präsidentin alle Klischees bezüglich  der amerikanischen Politik  witzig und plakativ umsetzt.  Viel rabenschwarzer Humor um die  zurückgebliebenen Nazis auf dem Mond:  ein Afroamerikaner muss albinisiert werden, eine überzeugte Lehrerin deutet einen Filmausschnitt aus  Diktator als Würdigung Hitlers, die Rechnerleistung des Smartphone ermöglicht wissenschaftlichen Erfolg.  Wenn man ohne Erwartungen an eine ernsthafte Auseinandersetzung mit politischen Kategorien ins Kino geht und  die Vorstellung nicht zuläßt, dass eine Verulkung der Nazis das Dritte Reich verharmlost, dann kann der Zuschauerden Trashfilm Iron Sky genießen.
Viele Aufnahmen entstanden  in Frankfurt am Main, eine Stadt, die  so einmal wirklich New York sein darf, und in Wiesbaden. Die hessische Filmstiftung hat das Filmprojekt unterstützt.  Die Szenen, bei denen computergenerierte Hintergründe benutzt werden, entstanden allerdings in Australien. Der ScienceFictionteil, hauptsächlich die Weltraumschlachten mit dem von den Nazis gebauten Weltraumkoloss "Götterdämmerung" und den aktuellen Raumgefährten der Nato, sah für mich perfekt inszeniert aus fast wie Battleship oder andere teure Hollywoodproduktionen. Die slowenische Band Laibach untermalt zudem mit  wagnerisch anmutenden Klängen eindrucksvoll diese Weltraumszenarien.
Meine junge sciencefiction- und computerspielerfahrene Begleitung ließ  auch ein Lob über den Unterhaltungswert und die gelungenen Effekte des Films verlauten.
Insgesamt  scheint mir diese neue Lockerheit im Umgang mit vergangenem nazistischem Weltbeherrschungswahn im Jahr 2012 sehr bemerkenswert. Meine Skepsis war unbegründet, hier ist zwar eine Internet-Fangemeinde um Iron Sky entstanden, aber ohne politische Vernetzung  und gesellschaftlichen Schaden. 
 

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