Die letzten Monate hat ein junger Gast mich mehr zu Hause gehalten, spontane Kinobesuche fielen aus, die Zeit zum Schreiben, die Muße fehlte. Das äußerst graue Winterwetter kam dazu, so dass Farbe und action filmtechnisch gesehen über Serien und DVDs ins Haus kamen.
Dennoch habe ich einige der gerade prämierten Oscarfilme gesehen: Silver linings, Django unchained, Lincoln und unberücksichtigt leider Zero Dark Thirty. Prämiert als bester Film wurde der im Blog im November besprochene Argo, den ich unterhaltsam und spannend fand, jedoch keineswegs ein Meisterwerk. Die politische Botschaft, - CIA gelingt Meisterstück der gewaltfreien Geiselbefreiung im Iran, - wurde zudem in Szene gesetzt, dadurch dass Michelle Obama Argo bei der Oscarverleihung per Liveschaltung aus dem Weißen als Gewinner präsentierte.
Zero Dark Thirty - auch eine CIA-aktion - zeigt die Jagd auf Osama Bin Laden: nach der hartnäckigen Suche einer CIA Agentin (Jessica Chastain) wird er aufgespürt und von einer amerikanischen Spezialeinheit getötet. Die gezeigten Fakten unterscheiden sich nicht sehr von den uns allen bekannten, die Regisseurin Kathryn Bigelow und ihr Drehbuchautor Mark Boal hatten allerdings Zugang zu geheimen Unterlagen.
Das Außergewöhnliche und Anstößige des Films sind Folterszenen in Guantanamo, die von einem Agenten durchgeführt werden, den man kurz darauf als sympathischen gut aussehenden Herrn im Anzug wie in einem Businessmeeting erlebt. In der amerikanischen Presse gab es Diskussionen, ob das Darstellen von water-boarding Szenen das Foltern verharmlost, bzw. seine Effektivität den Einsatz legitimiert. Interessant finde ich, dass der Film bis nach der Präsidentschaftswahl zurückgehalten wurde, um eine Beeinflussung der Wähler zu vermeiden!
Aus meiner Sicht hat Kathryn Bigelow wieder viel erreicht, eine Debatte zu Guantanamo und eine hervorragend gefilmte Aufarbeitung der realen Geschehnisse spannend bis zum Ende.
Aber the Oscar goes to Argo, amerikanischem Lokalpatriotismus sei Dank!
Die Iraner sind pikiert, die Kanadier, die mehr Anteil am Erfolg der Aktion hatten als im Film dargestellt, sind es ebenfalls, aber Ben Affleck, Regisseur, Hauptdarsteller und Freund der Obamas ist very happy.
Lincoln Spielbergs historisches Drama um das Bemühen des Präsidenten auf parlamentarischen Weg, die Sklaverei abzuschaffen und den Bürgerkrieg zu beenden hat mich zutiefst gelangweilt. Auch wenn Day-Lewis wunderbar den kauzigen humanen und dennoch cleveren Präsidenten gab, waren mir die Parlamentsdebatten zumindest in der deutschen Fassung viel zu monoton. Vielleicht muss man amerikanischen Geschichtsunterricht genossen haben, um sich darauf einzulassen.
Silver Linings ist eine romantische Komödie, in der zwei traumatisierte Personen nach langem Hin und Her bei einem Tanzwettbewerb !! zueinander finden. Die Mischung von Psychodrama und romantischer Kömodie war wegen Robert de Niro in einer Nebenrolle und Jessica Lawrence in der Hauptrolle zumindest gut gespielt.
Nicht gesehen habe ich Amour von Heneka und Life of Pi von Lee Ang, dem Regisseur von Brockback Mountain, beides sicher sehenswerte Filme. Toll natürlich, dass ein östereichischer Regisseur mit einem Kammerspiel um die Liebe in der letzten Lebensphase bei der Oscarverleihung berücksichtigt wird.
Empfehlen würde ich auf alle Fälle Zero Dark Thirty, (die Uhrzeit des Angriffs auf Bin Ladens Haus) von einer außergewöhnlichen Regisseurin. Bigelow ist die einzige Regisseurin, die bisher einen Oscar für beste Regie erhalten hat mit ihrem Film The Hurt Locker über Minensucher im Irakkrieg.
Ihr gelingt es in beiden Filmen Kriegsgeschehen realistisch ohne Pathos noch ausgesprochener Anklage in atemberaubende Szenen einzufangen.
Was dadurch in den Köpfen des Publikums geschieht, weiß ich natürlich nicht, vielleicht schreibt ihr mir etwas dazu?
Mit besten Grüßen
Movidora
Dennoch habe ich einige der gerade prämierten Oscarfilme gesehen: Silver linings, Django unchained, Lincoln und unberücksichtigt leider Zero Dark Thirty. Prämiert als bester Film wurde der im Blog im November besprochene Argo, den ich unterhaltsam und spannend fand, jedoch keineswegs ein Meisterwerk. Die politische Botschaft, - CIA gelingt Meisterstück der gewaltfreien Geiselbefreiung im Iran, - wurde zudem in Szene gesetzt, dadurch dass Michelle Obama Argo bei der Oscarverleihung per Liveschaltung aus dem Weißen als Gewinner präsentierte.
Zero Dark Thirty - auch eine CIA-aktion - zeigt die Jagd auf Osama Bin Laden: nach der hartnäckigen Suche einer CIA Agentin (Jessica Chastain) wird er aufgespürt und von einer amerikanischen Spezialeinheit getötet. Die gezeigten Fakten unterscheiden sich nicht sehr von den uns allen bekannten, die Regisseurin Kathryn Bigelow und ihr Drehbuchautor Mark Boal hatten allerdings Zugang zu geheimen Unterlagen.
Das Außergewöhnliche und Anstößige des Films sind Folterszenen in Guantanamo, die von einem Agenten durchgeführt werden, den man kurz darauf als sympathischen gut aussehenden Herrn im Anzug wie in einem Businessmeeting erlebt. In der amerikanischen Presse gab es Diskussionen, ob das Darstellen von water-boarding Szenen das Foltern verharmlost, bzw. seine Effektivität den Einsatz legitimiert. Interessant finde ich, dass der Film bis nach der Präsidentschaftswahl zurückgehalten wurde, um eine Beeinflussung der Wähler zu vermeiden!
Aus meiner Sicht hat Kathryn Bigelow wieder viel erreicht, eine Debatte zu Guantanamo und eine hervorragend gefilmte Aufarbeitung der realen Geschehnisse spannend bis zum Ende.
Aber the Oscar goes to Argo, amerikanischem Lokalpatriotismus sei Dank!
Die Iraner sind pikiert, die Kanadier, die mehr Anteil am Erfolg der Aktion hatten als im Film dargestellt, sind es ebenfalls, aber Ben Affleck, Regisseur, Hauptdarsteller und Freund der Obamas ist very happy.
Lincoln Spielbergs historisches Drama um das Bemühen des Präsidenten auf parlamentarischen Weg, die Sklaverei abzuschaffen und den Bürgerkrieg zu beenden hat mich zutiefst gelangweilt. Auch wenn Day-Lewis wunderbar den kauzigen humanen und dennoch cleveren Präsidenten gab, waren mir die Parlamentsdebatten zumindest in der deutschen Fassung viel zu monoton. Vielleicht muss man amerikanischen Geschichtsunterricht genossen haben, um sich darauf einzulassen.
Silver Linings ist eine romantische Komödie, in der zwei traumatisierte Personen nach langem Hin und Her bei einem Tanzwettbewerb !! zueinander finden. Die Mischung von Psychodrama und romantischer Kömodie war wegen Robert de Niro in einer Nebenrolle und Jessica Lawrence in der Hauptrolle zumindest gut gespielt.
Nicht gesehen habe ich Amour von Heneka und Life of Pi von Lee Ang, dem Regisseur von Brockback Mountain, beides sicher sehenswerte Filme. Toll natürlich, dass ein östereichischer Regisseur mit einem Kammerspiel um die Liebe in der letzten Lebensphase bei der Oscarverleihung berücksichtigt wird.
Empfehlen würde ich auf alle Fälle Zero Dark Thirty, (die Uhrzeit des Angriffs auf Bin Ladens Haus) von einer außergewöhnlichen Regisseurin. Bigelow ist die einzige Regisseurin, die bisher einen Oscar für beste Regie erhalten hat mit ihrem Film The Hurt Locker über Minensucher im Irakkrieg.
Ihr gelingt es in beiden Filmen Kriegsgeschehen realistisch ohne Pathos noch ausgesprochener Anklage in atemberaubende Szenen einzufangen.
Was dadurch in den Köpfen des Publikums geschieht, weiß ich natürlich nicht, vielleicht schreibt ihr mir etwas dazu?
Mit besten Grüßen
Movidora
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