Samstag, 29. Oktober 2011

Melancholia Lars von Trier Europäischer Filmpreis 2011




Gestern hatte ich bei der Entscheidung, welchen Film ich sehen will, so ein Gefühl, als könnte ich zwischen Pest und Cholera, natürlich im übertragenen Sinn, wählen. 2 Katastrophenfilme boten sich an, Contagion und Melancholia. Beim ersten geht die Menschheit aufgrund eines Virus dem Ende entgegen, im zweiten nähert sich der Planet namens Melancholia der Erde und trifft sie auch.
Jetzt bin von Anfang ganz deutlich, die Spannung ist weg, die Erde ist futsch.
Viele Filmfreunde haben den Film von Lars von Trier sowieso schon gesehen und zudem beginnt der Film in einem phantastisch inszenierten Vorspann mit dem Weltuntergang. Da bleibt wirklich kein Krümel Hoffnung auf Happy End. 
In Zeitlupe mit bombastischer Wagnermusik „Tristan und Isolde“ unterlegt sieht man die letzten Minuten der Protagonisten vor dem Aufeinandertreffen von Melancholia und der Erde. Tolle Bilder, wunderschön komponiert und eindrucksvoll, die nur im Kino wirken. Die Aufnahmen der Erde und den sich nähernden Planet Melancholia auf der großen Leinwand lassen einen im Kinosessel ganz klein werden.
Danach folgt der 130 Minuten lange Film in 2 Teilen, der erste benannt nach Justine, der zweite nach Claire, ihrer Schwester. 
Der erste Teil zeigt die Hochzeitsfeier im starken Kontrast zu den Eingangsbildern mit der Handkamera gedreht, wacklig, schnelle Schnitte entsprechend der chaotischen, kranken Verfassung der Braut. Obwohl sie heftig gegen einen Depressionsschub ankämpft, geistert sie durch das Fest und verjagt durch Konventionsbrüche ihren Ehemann, ihren Chef und ihren Vater. Irritationen mit der Schwester Claire , die die Feier in dem edlen Golfhotel für sie ausrichtet, zeigen die Verschiedenheit der beiden Charakter . Ihre Mutter nimmt dazu auch noch die Festidylle mit ihren unkonventionellen,sarkastischen Äußerungen auseinander.
Charlotte Rampling eignet sich für die Rolle der giftigen Mutter hervorragen, hat aber nur einen ganz kleinen Auftritt. Die Qualen der Depression werden von Kirsten Dunst äußerst überzeugend durchlitten. Trotzdem, der erste Teil kam mir wie ein Film für sich vor, einen, den ich schon gesehen hatte: Das Fest auch von einem dänischen Regisseur gedreht. Je länger das Fest dauert, desto mehr wird die Familie und das Fest demontiert.
Im zweiten Teil kommt die Katastrophe immer näher: die Familie von Claire, ihr Ehemann (Kiefer Sutherland), ihr kleiner Sohn und die depressive Justine bleiben im Hotel bis zum Ende. Wie die Naturkatastrophe dargestellt wird, wie die Menschen unterschiedlich mit den Todesängsten umgehen und wie die Stärken und Schwächen der Personen sich entgegen der Erwartung entfalten, ist ganz großes Kino, das unter die Haut geht.

Beim Nachhausegehen konnte ich nicht umhin, immer wieder an den Himmel zu schauen, ob ich der Lage da oben trauen kann. Es schien mir alles perfekt zu sein. Sehr beruhigend, dass Melancholia nicht auf dem Anflug ist.

Movidora
PS: Lars von Trier  als persona non grata im Festival von Cannes bezeichnet, will  in Zukunft keine Interviews mehr geben. 


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