Mittwoch, 3. April 2013

Der Geschmack von Rost und Knochen von Jacques Audiard, Drehbuch Thomas Bidegain


Ein aufregender, höchst emotionaler Film um zwei außergewöhnliche Menschen, deren Wege sich kreuzen: ein arbeitsloser, gefühlskalt wirkender Exboxer mit einem kleinen Sohn und einer Tierdompteuse ohne Unterschenkel!
Die Schwertwaldompteuse, bald Exdompteuse wegen des so folgenreichen Arbeitsunfalls, wird gespielt von Frankreichs einziger Oscarpreisträgerin Marion Cotillard.  Regisseur Jacques Audiard hatte sich bereits mit dem Gefängnisfilm  „Ein Prophet“  und "Wenn Männer fallen" einen Namen gemacht.
Der Geschmack von Rost und Knochen wurde 2012 auch mit einem César und vielen Preisen außerhalb Frankreichs ausgezeichnet. 
Mir scheint, dass zur Zeit  neben der leichten Unterhaltung,  die mit der Côte d Azur, Eiffelturm bei Nacht, Haute cuisine und Haute culture assoziert werden, eine neue Unverblümtheit, eine neue Körperlichkeit in Frankreich Anerkennung findet.  In La guerre est déclarée ging es um die Krebserkrankung des eigenen Kindes der Regisseurin, in Der Geschmack von Rost und Knochen um Armut, illegale Boxkämpfe und Überwachungsmaßnahmen und sehr ungewöhnliche Sexszenen mit der amputierten jungen Frau. Diese ungeschönte Körperlichkeit wird zum Thema, auch in Interviews. Natürlich sind Cotillard und Matthias Schoenarts, der belgische Schauspieler, trotz übler Lesionen  nicht häßlich anzusehen.
Dass das 5jährige Söhnchen des Protagonisten in Todesgefahr gerät, im Kampf das Blut fließt und der Zuschauer  den Geschmack des Blutes fast im Mund zu spüren scheint, alle diese aufwühlenden Szenen sind jedoch gelungen. Sie wirken nicht an den Haaren herbeigezogen, obwohl sich die Fülle an Schicksalschlägen, Schlägen überhaupt sehr häuft. Audiard hat die Erzählung eines kanadischen Autors  Craig Davidsons mit Hilfe des Drehbuchauors Bidegain zu einem bewegenden Film mit packenden Dialogen und Szenen verarbeitet. Alle Schauspieler sind hervorragend ausgewählt und überzeugen in ihren ungewöhnlichen Kontexten sowohl der Tierszenen im Aquapark als auch im halbillegalen Sicherheitsdienst. Die psychischen Entwicklungen der Protagonisten und die schrittweise, äußerst ungewöhnliche Annäherung hin zu einer Liebesbeziehung wirken harmonisch und nachvollziehbar. Ein harter, ergreifender Film aus einem fremden Milieu in Frankreich, den man nicht verpassen sollte.
Mit besten Grüßen
Movidora

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