Sonntag, 16. Oktober 2011

Die Liebesfälscher - Copie conforme- رونوشت برابر اصل



Liebesfälscher heißt der deutsche Titel und soll – der Pferdeflüsterer war ja schließlich auch ein Pferdeflüsterer -uns einen Hinweis geben, dass irgendwie etwas mit der Echtheit der Liebe nicht ganz stimmt oder immer wieder die eine Liebe die Kopie einer andern ist oder......die Kopie der besten Ehefrau aller Welten genauso gut ist wie die echte oder ….
Copie conforme der französische Originaltitel bedeutet nur ganz bürokratisch , dass die Kopie dem Original entspricht, so auch die Bedeutung im Persischen, wie mir meine iranische Begleitung versicherte. Ich darf den Film auch mit iranischer Autorisation langweilig nennen ohne dass dies unsere deutsch-iranische Freundschaft trübt. Heute abend bisher, mal morgen weiter sehen.

Zwei Bestager, ein englischer Schöngeist und eine namenlose französische Antiquitätenhändlerin treffen sich bei einer Buchvorstellung. Sein Buch mit dem Titel „Copie Conforme“ handelt von der Beziehung der Kopie zum Original in der Kunst. Sie scheint vom blasiert auftretenden Schöngeist so angetan zu sein, dass sie ihm ihre Telefonnummer weitergeben läßt und ihn am folgenden Tag in der Toskana spazieren fährt, dabei wird über Kunsttheorie, Liebe, Erwartungen und Enttäuschungen und die Ehe gesprochen, immer wieder verweisend auf den Inhalt seines Buches, die Theorie über Original und Kopie, Authentizität in der Kunst.

Herr Weibel und Herr Sloterdyk könnten gut solche Gepräche an der Bar des ZKMs führen, nebenbei versteht sich etwas moderner zudem, globale Kunst und das Virtuelle vor dem Hintergrund des Endes der postmodernen Ästhetik.

Juliette Binoche spielt die schöne französische Dame, die immer wieder von Telefonaten ihres Sohnes genervt wird, und William Shimell, ein renommierter englischer Bariton, den englischen Wissenschaftler James.
Dem Zuschauer wird in der ersten Hälfte des Films nicht klar, ob dieses Treffen das erste der beiden ist oder ob nur beim Zuschauer diese Illusion entsteht. Immer mehr verdichtet sich der Verdacht, dass die beiden ein Ehepaar sind, seit 15 Jahren verheiratet und unter den bekannten Mitehekrisen und Problemen leidend.
James, der Frau und dem Sohn entfremdet, hängt seinen Theorien und seiner Arbeit nach, eventuell hat er eine 2. Familie, noch eine Kopie, da er abends den Zug erreichen und telefonisch erreichbar bleiben muss oder will. So könnte es sein.
Die namenlose Protagonistin bringt ihn in ein Museum, in dem sie ihm die Fälschung eines wichtigen Bildes , der toskanischen Mona Lisa zeigt, ein Zeitpunkt zu dem man noch an eine beginnende Affäre der beiden denken könnte. Balzgespräche , Blicke und viel Toleranz dem Gerede des andern gegenüber.
In einer Bar beginnt sie zu weinen, wie James von einer Begegnung mit einer Frau und einem Sohn vor 5 Jahren erzählt, sie könnte es gewesen sein, das Alter des Jungen würde auch passen. Er verlässt die Bar um zu telefonieren, in seiner Abwesenheit kommt sie mit der älteren Barbesitzerin ins Gespräch. Diese betrachtet die beiden als Paar und relativiert zu hohe Erwartungen an Ehemänner. Sie bringt den Espresso, einem Gast oder ihrem Ehemann sofort den Rotwein. Bedürfnisse werden bei ihr befriedigt. Eine sehr kluge Dame aus meiner Sicht.
Ab dann wird der Film sehr, sehr ehelastig, die zwei Liebesfälscher treffen auf mehrere Brautpaare in dem idyllischen Dorf, in das sie ihn geführt hat. Ein Brautpaar voller Illusionen, eine andere Braut sieht todunglücklich aus, die Ehe in allen Stadien und Facetten.
Aha denkt der Zuschauer, so war es auch mal bei den beiden. Ein mißglückter Restaurantbesuch folgt, der eiligst bestellte Rotwein hat Korken, der Kellner ist mit einer Hochzeitsgesellschaft beschäftigt. Sie nimmt James noch ein bißchen Brot mit, mehr gelingt den beiden nicht an diesem Ausflugstag.  Essen und Trinken werden den Gesprächen untergeordnet, typisches Intellektuellengehabe könnteman meinen oder der seinen Grundbedürfnissen entfremdete Mensch.
Kurz danach finden sie sich in einem Hotel ein, in dem sie vor 15 Jahren ihre Hochzeitsnacht verbracht haben, Wahrheit oder Fiktion, es scheint eher Wahrheit zu sein. Es begegnete ihnen noch ein sehr altes gebrechliches Ehepaar, er stützt sie, sie ihn beim Kirchgang. 
Dieser Hinweis darauf vielleicht doch wenigstens das Alter gemeinsam zu verbringen fruchtet genauso wenig wie ihre Verführungskünste. Selbst des unbequemen BHs hat sie sich schon entledigt, Lippenstift und Ohrringe längst an und wieder abgelegt. Im ehemaligen Zimmer ihrer Hochzeitsnacht kommt es zu keiner Annäherung. 
Er wird seinen Zug nehmen, uriniert im Badezimmer mit Blick auf die toskanischen Dächer und geht. Kirchenglocken läuten, eine Hochzeit vielleicht, nein eher eine Beerdigung. Ende des Films. Brot, Wein, Kirchenglocken, mißglückte Liebe.

Kiarostami, der iranische Regisseur, hat mit seinen 70 Jahren einen gemächlich erzählten Film gedreht, in denen die schönen Einstellungen von den Schauspielern in Totale oder Halbtotale mich mit den langen Gesprächsszenen etwas versöhnt haben.
Möglicherweise existiert wirklich keine Kopie der Ehe, alle wollen sie , die Jungen, die BestAgers, die Frauen anscheinend etwas mehr als die Männer. Dieser Film ist ideal für Eric Rohmerfans: das Gespräch über die Liebe, über die Kunst, die Philosophie in schöner sommerlicher Landschaft.
und irgendwie gibt es viele Originale und Kopien und viel Kunst und viele Ehepaare und eine Rose ist eine Rose ist eine Rose..

Movidora

2 Kommentare:

siri hat gesagt…

...eine Kopie, ist eine Kopie, ist eine Kopie.

Das macht jetzt aber neugierig. Irgendwie möchte man den Film jetzt selber sehen, um dem Thema auf die Spur zu kommen.

Herzliche Grüße von Siri

Anonym hat gesagt…

..klingt irgendwie anstrengend und verwirwnd!Ein Film,der zum Nachdenken anregt aber auch neugierig macht.Juliette Binoche sehe ich immer gerne.
Liebe Grüße
Christine