Sonntag, 9. Oktober 2011

4 Tage im Mai mit Alexei Guskow

4 Tage im Mai
..Gestern im Kino gewesen.... und bei schönstem Herbstwetter einen Film gesehen, dessen luftig leichter Titel „ 4 Tage im Mai“ uns Zuschauer auch zu Liebesgeplänkel in südfranzösischen Gärten oder zu Familienfeiern in der Toskana hätte mitnehmen können.
Allerdings hatte ich schon Vorkenntnisse, dass weder Heiterkeit noch Frühlingsgefühle den Film prägen werden.
Die Episode um einen 13 jährigen Waisenjungen Peter soll sich vor der deutschen Kapitulation an der Ostseeküste abgespielt haben, denn der Regisseur Achim von Borries hat einen Kriegsfilm nach einer wahren Begebenheit gedreht. Russische und deutsche Soldaten treffen in diesen vorletzten Kriegstagen aufeinander und dennoch - vorsichtig schimmert die Hoffnung auf ein gutes Ende, ohne weiteren Opfer, Vergewaltigungen und Kriegsgräuel auf. Diese bleiben im Film auch weitergehend ausgespart.
Zu Beginn meint man tatsächlich die kriegsmüden Männer bekommen es hin, sich bis zur Kapitulation aus dem Weg zu gehen.
Die kleine russische Truppe um den Hauptmann hat sich in einem Gutshof eingenistet, die größere Gruppe der deutschen Soldaten wartet am Ostseestrand auf eine Möglichkeit mit dem Schiff nach Skandinavien in amerikanische Kriegsgefangenschaft zu gelangen.
Der Gutshof beherbergt Kriegswaisen, Mädchen und einen Jungen, den bereits genannten Peter. Seine Tante, eine Baronin, die wie er russisch spricht, versucht ihre Mädchen und Angestellten trotz Besetzung durch die russischen Soldaten zu schützen.
In den wenigen Tagen gelingt ihnen allen sogar fast so etwas wie ein kultiviertes Zusammenleben in dem Gutshaus: Nahrungsmittel aus den Beständen machen gemeinsame Mahlzeiten möglich, Relikte der adligen Vorkriegskultur Flügel und Bibliothek bieten den kulturellen Hintergrund der deutschrussischen Gruppe und Freundschaften entstehen. Zwischen dem russischen Hauptmann und Peter, dessen Eltern im Krieg umgekommen sind, beginnt ein Vater-Sohn Verhältnis, zwischen einem russischen Musiker eine Liebesbeziehung mit einem Mädchen.
Achim von Borries hat mit der Entscheidung, die Russen und Deutschen von Schauspielern aus dem jeweiligen Landes darstellen zu lassen und sie auch in ihrer Landessprache sprechen zu lassen, die Authentizität enorm erhöht.
Der Waisenjunge Peter, der vom Hauptmann als Dolmetscher zu einem lebensgefährliches Treffen mit den Deutschen mitgenommen wird, könnte nicht überzeugender sein. Der Junge will den Endsieg, er will sein Land und seine Freundin noch in den letzten Tagen mit seinen Mitteln verteidigen, gleichzeitig kämpft er gegen aufkommende Gefühle gegenüber der neuen Vaterfigur, dem russischen Hauptmann. Beide Hauptfiguren sind hervorragend ausgewählt.
Der Schauspieler Aleskei Guskow, der Hauptmann, hat mich schon in dem französischen Film „Das Konzert“ sehr beeindruckt.
Obwohl in den letzten Jahren im Fernsehen eine Fülle von Produktionen zum Ende des 2. Weltkrieges gezeigt wurde, in denen Veronica Ferres dekorativ über die Ostsee schwimmt oder sonstiges Tatortpersonal durch Ostpreußen reitet, ist dieser Film nicht einfach noch ein weiterer im Reigen.
Das Thema des 2. Weltkrieges ist so gewaltig, dass Verfilmungen oft die menschlichen Tragödien aus meiner Sicht banal erscheinen lassen, oder der didaktisch, aufklärende Wille zu deutlich wird.
4 Tage im Mai „ wirkt nicht wie „Die Brücke " und„Das Boot“ durch die gezeigten Grausamkeiten und Brutalitäten sondern gerade wegen der Menschlichkeit der russischen  und  in geringerem Maß der Wehrmachtsoldaten und durch die Unsinnigkeit des Krieges als überzeugender Antikriegsfilm.


Euch allen eine friedliche Woche
Movidora

PS: Zitat aus Interview mit Regisseur A. von Borries
"Durch die Augen des Kindes konnte ich auf die Figuren blicken, ohne sie bewerten zu müssen. Außerdem gehören für mich Kino und Kindheit immer zusammen. Wenn ich mir im Kino einen Film ansehe, dann möchte ich ihn erst einmal mit den staunenden Augen eines Kindes anschauen." 



 

1 Kommentar:

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