Samstag, 7. Dezember 2013

Blue Yasmine von Woody Allen

Blue Jasmine ist der angenommene Name der Protagonistin (Kate Blanchet), deren geistig und finanziellen Verfall  Woody Allen wieder wie in früeren Filmen gekonnt und unterhaltsam einfängt. Hervorragend spielt Blanchet die  Ehefrau eines New Yorker Finanzmoguls (Alec Baldwin), deren Leben auf Selbstbetrug aufgebaut ist.
Aus Eifersucht zeigt sie Ihren Mann bei der FBI an, ohne die Konsequenzen für sich selbst zu überdenken,
Mittellos zieht Jasmine zu ihrer Halbschwester in San Francisco, deren Lebensstil als Supermarktkassiererin mit zwei Kindern von ihr nur abgelehnt wird. 
Die Illusion, ein Upperclassleben führen zu können, wird kurz weiter genährt, ein wohlhabender Diplomat scheint am Hochzeitshimmel aufzutauchen. 
Der Wunsch ein anderes Leben führen zu können, das eigene nicht akzepieren zu können treibt Jasmine in die Tablettensucht, in die Psychose. Klingt hart, ist aber sehenswert: ein Woody Allen wie früher, gewitzte Dialoge, interessante Personen und wohldosierte Überraschungen.

The counselor von Ridley Scott, Drehbuch von Cormac Mc Carthy

Es ist wie in der Politik, die Sachthemen sind ohne jeden Belang, von Interesse ist nur, wer auftritt. Spielt Gutenberg den Verteidigungsminister  fragt die Presse nach der Farbe des Kleides der Gattin, und nicht nach der Abschaffung der Wehrpflicht.
Macht Scott einen Thriller mit Penelope Cruz, Brad Pitt, Cameron Diaz, Javier  Bardem, Michael Fassbender und - ach ja Bruno Ganz als Diamantenhändler dann ist der Inhalt Nebensache. Dass der Pulitzpreisträger Mc Carthy die Drogendealer, Killer und Anwälte über philosophische Themen schwadronieren läßt, hebt den Film auf die Ebene von "How I met your mother", dementsprechend fallen die Lacher im Kinosaal aus. Dass nebenbei auch Morde passieren, ist dem gelangweilten Publikum ziemlich egal. Durch plumpe Andeutungen wußte man nicht nur, wer stirbt, sondern auch wie!
Das Grenzland zwischen Mexiko und USA, das Wüstengebiet , - so lautet angesichts des verkorksten Films das Urteil eines hilflosen Filmkritikers ,  sei der eigentliche Hauptdarsteller des Films.
Michael Fassbender, vom letzten Film als leidender Sexsüchtiger bekannt, darf im Vorspann unter der Bettdecke mit Penelope Cruz aktiv werden, danach ist es aus mit seinen Aktivitäten. Wie ein Volltrottel läßt er sich ins Drogengeschäft ein, hört den philosophischen Tiraden der Dealer zu, und verliert alles.

Ich hätte erwartet, dass Ridley Scott, der filmische Ästhet das sicher irgendwie anspruchsvolle Drehbuch, zumindest in überzeugende, bewegende Bilder packt: 
Jede Szene, ob in der Luxusvilla des Drogenbarons oder  in der miesen Garage der Drogenverpacker in Mexiko oder beim Ausritt mit Leopardenbabies in der Wüste! nichts, gar nichts beeindruckt. Alles wirkt so falsch wie die DekoKakteen und das Ballerman-Outfit von Bardem
Ein in sich stimmiger Anti-Thriller!





The Butler von Lee Daniels, Forest Whitacker

 Lee Daniels verfilmt mit viel Fiktion die Biographie des afroamerikanischen Butlers Eugene Allen, der seit den 50er Jahren im Dienst von 8 Präsidenten stand. Obwohl die  schwarze Bürgerrechtsbewegung , der Vietnamkrieg  packende Themen zur Dramatisierung abgegeben hätten, plätschert der Film langweilig vor sich hin. Die Präsidenten werden jeweils von bekannten Schauspielern gespielt, John Cusack Nixon, Robin Williams Eisenhower, Liev Schreiber Lyndon B. Johnson. Jane Fonda taucht kurz als Nancy Reagon auf, die alkoholkranke Ehefrau des Butlers (Forrest Whitacker)  mimt sogar die Moderatorin Oprah Winfrey. 
Sehr  viele bekannte Persönlichkeiten und Schauspieler versuchen ihr Bestes, dennoch der Film bleibt blutleer. Die Gegenüberstellung des Privatlebens des Butlers mit der Zeitgeschichte wird zum statischen, chronologischen Abnudeln der amerikanischen Geschichte ohne Aussage. Mir gelang es überhaupt nicht , mich auf die Geschehnisse der Butlerfamilie einzulassen, die wirklich  tragischen Momente gingen bis auf die Eingangsszene in den Baumwollfeldern des Südens völlig unter. Zur  Zeitgeschichte wären Dokumentaraufnahmen besser gewesen als überzeichnete Schauspieler im Oval Office.
Als glorioses  Ende wird natürlich Obamas Amtseinführung gezeigt, als wäre damit der Himmel auf der afroamerikanischen Erde eingekehrt. Das Leben  des Eugen Allen mit allen Erniedrigungen, die Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, Black Power, die Jahrzehnte im Zentrum der amerikanischen Macht, das wäre Stoff für einen tollen Film.

Sonntag, 29. September 2013

Zwei Leben Regie und Drehbuch von Georg Maas

Zwei Leben wird als deutscher Film ins Oscarrennen gehen, so will es die entsprechende Jury. Sicher hat der Film gute Chancen, da Filme, die  kritische Zeiten deutscher Geschichte konventionell und spannend verfilmen, gerne prämiert werden. Aus meiner Sicht hätte es dem Film gut getan, wenn der komplexe, mit etlichen Rückblenden gefilmte Plot um vielfaches Unrecht im Nationalsozialismus und in der DDR mehr Kontinuität und psychologische Innensichten gezeigt hätte. Dennoch sehenswert, Juliane Köhler als ehemalige Stasiagentin in Norwegen, Liv Ullmann als berührende Urgroßmutter, überwältigende Emotionen, Enthüllung von gewaltigen Lebenslügen vor grandioser norwegischer Kulisse.
Vor allen Dingen packt natürlich die Tatsache, dass das Geschehen sich an wahren Begebenheiten orientiert. Es ist grausig zu hören, dass norwegischen Frauen, die mit deutschen Besatzungssoldaten Kinder hatten, die Kinder weggenommen wurden. Diese kamen zur "Auffrischung arischen Blutes" in deutsche Kinderheime. Nach Kriegsende konnte kaum eine Familie  wieder zusammenfinden.
Kinderheime in der DDR nutzten diese Kinder nochmals aus und drillten sie auf Spionagetätigkeiten.
Zwei Leben versucht leider nur des Guten zuviel, will Agententhriller und Psychodram gleichzeitig sein und überfordert vor allen Dingen den historisch unbewanderten Zuschauer.

Sonntag, 15. September 2013

White house down von Roland Emmerich

 Actionfilm White house down von Roland Emmerich, der in seinem Genre  hält, was er verspricht, spannende, unlogische Handlung um die Einnahme des Weißen Hauses und die Festnahme des amerikanischen Präsidenten. Immer wieder bin ich überrascht, dass gerade ein gebürtiger baden-württembergischer Regisseur die superpatriotischten Filme Hollywood zustande bringt und in fesselnde Bilder und voraussehbare Handlung packt. 
Nachdem ich schon vorletzte Woche im Popcornkino Elysium gesehen habe, kenne ich nun zwei Helden dieses Filmherbstes, Channing Tatum und Matt Damon, die beide wie verrückt  kämpfen können, Gefahr über Gefahr überstehen ......und natürlich siegen. In White house down  wird der afroamerikanische Präsident im Jahr 2013 gerettet, die Verhältnisse stabilisiert, in Elysium im Jahr 2154 wird eine brutal in Arm und Reich gespaltene Gesellschaft aufgehoben. Die Verelendung der auf der Welt zurückgebliebenen  Menschen, die von den Reichen auf dem künstlichen Planeten Elysium lebenden Menschen ausgebeutet werden, ist das Haupthema. Bei Emmerich übernimmt ein erkrankter Sicherheitschef des Weißen Hauses die Rolle des Bösen, ein klassischer Hollywoodactionfilm mit viel Pathos, ein Quentchen Humor,  Hubschrauber, Raketen, Air Force one und Herumgelaufe und Geklettere im Weißen Haus.
Wen es nach Action drängt, der Science fiction Film wäre meine erste Wahl, 
bis zum nächsten Mal 
grüßt Movidora

Sonntag, 1. September 2013

Paulette von Jérôme Enrico mit Paulette Lafont

Wieder gibt es eine wunderbar unterhaltsame französische  Sozialkomödie zu sehen Paulette. Paulette eine verarmte ehemalige Konditoreiinhaberin fängt an mit Drogen zu dealen, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Die leider vor wenigen Tagen verstorbenene Grande Dame Paulette Lafont der Nouvelle Vague, die mit Truffaut, Rivette schon in den 60er Jahren große Erfolge feierte, überzeugt in diesem zweifachen Coming out der alten Dame. Aber alle Schauspieler, ihre Familie, ihre Freundinnen, die jugendlichen Kleindealer und die Bosse, alle spielen überragend. Die Dialoge sprühen, sowohl vor Gift gegen die anfangs verhaßten "Schwarzen ", teils Buschdrommel genannt als auch vor Esprit, Wortwitz. Sogar in der deutsche Übersetzung kommen alle Milieus, alle Personen hervorragend zur Geltung.
Der Regisseur Jérôme Enrico hat mit seinen Studenten zwei Jahre lang das Drehbuch erarbeitet, tolle Leistung!

Montag, 12. August 2013

Gloria mit Paulina García von Sebastían Lelio

Die chilenische Tragikkomödie Gloria hat beim Filmfestival in Berlin 2013 große Anerkennung beim Publikum gefunden. Aus meiner Sicht verdienen Hauptdarstellerin und Regisseur zu Recht. Der Regisseur Sebastían Lelio wollte mit dieser Personenstudie zur Figur Gloria seiner Mutter ein Denkmal setzen. Gloria ist eine nicht ganz 60 jährige alleinstehende Frau, die immer noch lebenslustig ihren Arbeits- und Liebesalltag verbringt, nachdem Scheidung und Kindererziehung schon weit zurückliegen. Wie es ihr gelingt, ihre Freiheit auch in einer neuen Beziehung  zu verteidigen, wie sie würdevoll mit allen Problemen umgeht, die im heutigen Chile zu meistern sind, haben mir sehr gut gefallen. Immer wieder unauffällig eingefügte Szenen verweisen auf eine tiefere Ebene,  auf die Brüchigkeit der chilenischen Gesellschaft, der neue Freund ein ehemaliger Marinesoldat, die Kochtopfdemonstrationen, die nach Europa auswandernde Tochter sowie auch Anzeichen auf die beginnende Brüchigkeit des Körpers einer älteren Frau. 
Das Schlussbild zum Song Glo....o..ria von Tozzi  zeigt uns nochmals Gloria bei ihrer Lieblingsbeschäftigung beim Tanzen und Singen.